Das TUTE und das KiTa

Familienfest mit Tanz – Gelungener Jahresauftakt des Kinder- und Jugendtanzstudios der TU Dresden


Veröffentlichung in der DNN vom 27.01.2009

Der große Saal des Dresdner Kongresszentrums ist besetzt bis auf den letzten Platz. Etliche Besucher stehen am Rand, die Treppen sind belagert. In ihren Kostümen flitzen die jungen und jüngsten Tänzerinnen noch mal hin und her, um sicher zu sein, dass auch Vater, Mutter, Oma, Opa, Geschwister und Freunde gekommen sind. Bei denen wächst die Spannung ebenso und nimmt noch einmal zu, wenn sie ihren kleinen oder auch schon größeren Star geschminkt und geputzt im Gewusel entdecken.
Dann geht’s los.

Die jungen Mitglieder des Kinder- und Jugendtanzstudios der TU Dresden eröffnen mit einem Geburtstagstanz, choreografiert von Maud Butter, die Gala zum Jahresauftakt. Gut 120 Mitglieder, im Alter zwischen vier und 18 Jahren, zählt das 1977 von Gerd und Bärbel Hölzel gegründete Ensemble, das auf Tourneen schon bis nach Israel reiste, mit etlichen Preisen von Festivals heimkehrte und Träger des Sächsischen Jugendkunstpreises der Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung ist. Dann geht es in wahrhaft bunten Reigen durch Zeiten und Stile. Klein, aber total oho sind die Kleinsten des Ensembles als Clowns.

Behutsam geführt, gefordert und somit gefördert von Bärbel Hölzel. Überhaupt machen alle Arbeiten, auch die von Zivana Veisarova und Sabine Kotzsch, den Eindruck, dass sie den Kindern und Jugendlichen gerecht werden, sie abholen, wo sie mit ihren Talenten und Fähigkeiten sind, und davon ausgehend weiterführen.
An diesem Nachmittag bleibt jedenfalls die große Freude, sich zu bewegen, sich zu präsentieren und zu zeigen was man kann, größte Motivation für alle Szenen und Tänze, bei denen man gut erkennen kann, welches Maß an Ausdauer, Energie und Einfühlungsvermögen bei den Tanzenden und ihren Lehrerinnen den oftmals nur kurzen Ergebnissen vorausgegangen sein mag. An männlichen Tänzern mangelt es. Diejenigen aber, die sich präsentieren können, bestehen angesichts der großen Zahl ihrer weiblichen, hochmotivierten Kolleginnen. In einem fröhlichen „Trio“ muss sich ein kleiner Charmeur zwischen zwei Verehrerinnen entscheiden und wählt die Flucht. Hexen, größere und kleinere, und Ritte auf Besen sind beliebte Motive, bei denen sich folkloristische Ansätze mit zeitgenössischen Tanzformen verbinden lassen. Kleine Hexen
, aber man spürt auch, mit welcher Hingabe eine Gruppe junger Mädchen sich der höfischen Disziplin einer Gavotte am Hofe August des Starken widmet.

Kommen dann in manchen Arbeiten Show-Elemente hinzu, tut allen der Übermut richtig gut und der Funke springt über, so sehr, dass es die jüngsten Zuschauer längst nicht mehr auf den Sitzen hält, sie tanzen in den Gängen und melden sich bewegt als Nachwuchs an.
 Interessante Beiträge sind zwei Ergebnisse eines Workshops, bei dem für alle die gleiche Musik zur freien Gestaltung vorgegeben war. Zu platschenden Geräuschen treiben einmal drei junge Tänzer ihre Späße am Strand, zum anderen scheucht ein fitter Frosch eine Schar junger Enten in den Fitnesswahn. Was eine wunderbar aufgekratzte Truppe von Tänzerinnen und Tänzern bei Discosound unter bunten Hüten mit peppigen Break-Dance-Zitaten macht, bringt garantiert Pluspunkte und Bewunderung auf jeder Party.

Die „Kleinen“ haben an diesem Tag auch „große“ Gäste, die erwachsenen Mitglieder des Folklore-Tanzensembles „Thea Maass“ der TU bringen Ausschnitte ihres Repertoires in Choreografien von Aenne Goldschmidt, Rosemarie Ehm-Schulz und Maud Butter. Bei den erfrischenden Walzer- und Polkavarianten, Tanzszenen der Winzer und einer Froschprinzvariante aus Sachsen-Anhalt kann man sich gut vorstellen, wie es mal auf den Tanzdielen zuging. Das gefühl- und temperamentvolle Finale von Sabine Hiebsch auf Motive der „Carmina Burana“ entlässt alle Beteiligten gut gestimmt. Zudem hat der Nachmittag unterhaltsam und ohne Zeigefinger Chancen kultureller Kinder- und Jugendbildung vor Augen geführt.

Boris Michael Gruhl

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