Tanz von Anfang – Das Kinder- und Jugendtanzstudio der TU Dresden startet ins neue Jahr
Veröffentlichung in der DNN vom 21.01.2010
Die allerjüngsten gehen noch gar nicht in die Schule, aber sie halten schon kräftig mit in den Choreografien für die Gruppe der Erstklässler im Tanzstudio der TU-Dresden. Die Leichtigkeit, vor allem die Fröhlichkeit, mit der sie sich zu Hermann van Veens „Ich tanz“ oder in einem lustigen Trio bei dem der kleine Kavalier am Ende doch lieber flieht, als bunte Clownstruppe oder als ganz kleine Hexen präsentieren, scheint den Spruch dass aller Anfang schwer sei, zu widerlegen. Trio „Dresden tanzt ins neue Jahr“, so das Motto unter dem das Tanzstudio der TU-Dresden, gemeinsam mit den Gästen des Folkloretanzensembles Thea Maas zu einer abwechslungsreichen und vergnüglichen Schau ins Congress Center Dresden lud. Tanzlust auf der Bühne und bald schon im Saal, denn die ganz Kleinen, die mit stolzen Eltern, Geschwistern und Großeltern gekommen waren, hielt es nicht auf Schößen oder Plätzen, sie tanzten wo Platz war, bevölkerten in der Pause die große Bühne und machten auf schönste Weise deutlich, was das ist, Tanz und Theater für alle und von Anfang an.
Gäste in diesem Programm waren die „ganz“ Großen, Jugendliche und junge Erwachsene des Folkloreensembles, deren Beschäftigung mit historischen, volkstümlichen Tanztraditionen so erstaunlich wie anerkennenswert ist. Hier finden sich auch Männer ein, denen es offensichtlich Vergnügen bereitet in einem Winzertanz kräftig in die prallen Früchte zu treten, sich anschließend zu berauschen oder als sprungfidele Hütejungen mit zirzensischen Fertigkeiten beim Drehen und Werfen der Stecken zu verblüffen.
Dazwischen die Gruppen der Mittleren, zehn und elf Jahre alt, und die der Älteren mit Tänzerinnen im Alter von 13 bis 18 Jahren. Hier machen sich die Herren rar, bewegt sich der Tanz aber in Richtung Hip-Hop, Street- und Breakdance, dann wagen sich auch junge Tänzer auf die Bretter und heimsen mehr als Quotenbeifall ein. Die Tänzerinnen dieser großen Gruppen hingegen zeigen sich in mancherlei Stilen recht sicher. Sie zelebrieren höfische Art in einer Gavotte, wie sie am Hofe Augusts des Starken üblich war, sie bewegen sich in einer Choreografie zu Musik von Mozart in klassischen Linien auf halber Spitze, machen Ausflüge in die Folklore oder erweisen sich als Fans von Michael Jackson im Disco-Sound. Manche der Beiträge sind von komödiantischer Art, wie das Fitnesstraining einer verfressenen Entenschaar unter der Leitung eines sportlichen Frosches oder die spukfröhlichen Gespenster. Manche nutzen Techniken des modernen Tanzes wie die große Szene einer Invasion von Spinnen gegen einen, am Ende aber siegreichen Käfer.
Im Ganzen, trotz eines hohen Maßes ungewöhnlicher Leitungen, keine Leistungsschau, kein Schielen nach Superlativen und schon gar nicht nach Superstars. Diese Präsentation dokumentiert kontinuierliche Arbeit eines Bereiches außerschulischer Bildung von Kindern und Jugendlichen, deren Erfolg sich nicht mit Pisa-Punkten messen lässt. Und der Beifall für alle Tänzerinnen und Tänzer zum stahlenden Finale gilt natürlich auch den Leiterinnen des Studios, Bärbel Hölzel und Maud Butter mit den Tanzpädagogen Gerd Hölzel, Sabine Kotzsch und Katja Nieland sowie dem ehrenamtlichen Engagement der Mitglieder des Fördervereins, nicht zu vergessen die Unterstützung durch die Technische Universität Dresden.
Boris Michael Gruhl